Nun ist es also soweit. Mit YouTube erschien am 8.11.2018 die erste App für die Switch in Europa. Die Umsetzung scheint, nach einem kurzen Test, sehr gelungen zu sein. Ihr bekommt die üblichen Funktionen geboten, die Handhabung ist schlüssig, Videos laufen schnell und flüssig.
Längst überfällig oder schon lange überflüssig?
Seit gestern lese ich immer wieder Kommentare wie “Wer braucht schon Apps wie YouTube auch noch auf der Switch?”. Ich möchte da direkt mal die Gegenfrage stellen: “Wieso denn nicht?”. Schauen wir uns die Situation doch mal genauer an. Als Nintendo die Switch im März 2017 veröffentlichte, haben sie sich bewusst gegen alles entschieden, das nicht wichtig für Spiele ist.
Diese Entscheidung war absolut richtig und die logische Konsequenz aus den Erfahrungen, die Nintendo mit der Wii U gemacht hat. Anstatt auf der Wii U zu Anfang voll auf das Kerngeschäft, sprich der regelmäßigen Veröffentlichung von guten Spielen zu setzen, wollten sie die Konsole gleich als multimedialen Mittelpunkt im Wohnzimmer eines jeden Haushaltes positionieren. Das führte dazu, dass wichtige Ressourcen anstatt Spiele zu entwickeln an allerlei Schnickschnack wie Wii Panorama View, Miiverse, TV App etc. arbeiten mussten. Da Nintendo in diesem Bereich aber offensichtlich auch die nötige Expertise fehlte, wurden viele Apps wie auch schon die gesamte Benutzeroberfläche eher suboptimal umgesetzt. Letztendlich hat Nintendo dadurch nur verloren: Die Apps waren nicht gut genug, um Leute zum Kauf der Konsole zu bewegen und da der Spielenachschub ebenfalls schnell stockte, geriet der gesamte Erfolg der Konsole in Gefahr. Insofern hat Nintendo alles richtig gemacht sich zu Anfang auf das Kerngeschäft zu fokussieren.
Doch längst sind wir nicht mehr in den Anfangstagen der Switch. Die Konsole ist über 1,5 Jahre auf dem Markt, längst etabliert. Das kommende Weihnachtsgeschäft ist mit zwei Pokémon Games und Super Smash Bros. Ultimate sowie attraktiven Konsolen-Bundles bestens vorbereitet und der Spiele-Ausblick auf das kommende Jahr ist bereits jetzt mehr als rosig. Das Kerngeschäft flutscht demnach, und somit ist es längst allerhöchste Zeit sich daran zu erinnern, was Nintendo mit der Wii U einst vorhatte, nämlich die Konsole zum meist genutzten multimedialen Gerät im Haushalt zu positionieren.
Und die Switch ist bestens gerüstet für einen solchen Schritt. Sie ist mobil, leistungsstark und benutzerfreundlich genug. Was fehlt sind Gründe nicht mehr andere Geräte starten zu müssen, um zum Beispiel Serien zu streamen. Was ich damit meine, kann ich gerne an Beispielen von mir selbst darlegen. Ich habe keine PlayStation oder Xbox zu Hause. Mir reicht meine Nintendo-Konsole, da ich eh durch Familie nur noch begrenzt Zeit zum Zocken habe. Gerne schauen wir aber abends, nachdem ich eine Runde gezockt habe, noch eine Serie auf Netflix oder Amazon Prime. Was muss ich also machen? Die Switch beiseite legen und ein anderes Gerät starten. Da habe ich zur Auswahl die Apps direkt auf dem Fernseher zu nutzen (super umständlich), meinen Laptop via HDMI Kabel an den TV anzuschließen (super nervig) oder meine Wii U zu starten, die eigentlich nur noch wegen dem überhaupt angeschlossen ist (super langsam). Oder wenn ich längere Zugfahrten vor mir habe, nehme ich natürlich mein Smartphone mit, meine Switch zum Zocken und dann noch mein Tablet für Serien, da mir der Screen des Handys dafür zu klein ist. Hinzu kommen Ladekabel usw. Sehr gerne würde ich das Tablet samt Zubehör zu Hause lassen. Das alles wäre also viel einfacher und komfortabler, wenn die Switch alle Standard-Apps bieten würde. Und sicherlich bin ich nicht der einzige, dem das so geht. Wenn also Nintendo die Konsole als Primär-Gerät etablieren möchte, was ich für einen wichtigen Schritt halte, um die Switch noch attraktiver für den Massenmarkt zu machen, führt kein Weg an der Erweiterung des Angebots über Spiele hinaus vorbei.
YouTube ist nur der Anfang
Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob Netflix und Co. in Kürze erscheinen werden. Allerdings scheint Nintendo die Tore für weitere Apps aufgestoßen haben. Wir wissen zum Beispiel, dass in den nächsten Wochen u.a. die App Inky Pen im eShop erhältlich sein wird. Mit der App könnt ihr gegen eine monatliche Gebühr die unterschiedlichsten Comics auf der Switch lesen. Und schon länger halten sich Gerüchte, dass es in Kürze eine weitere Nintendo Direct geben wird, die auch weitere Apps thematisieren soll. Ich persönlich hoffe jedenfalls sehr, dass ich möglichst bald meine gute alte Wii U endgültig abbauen und Filme, Serien und anderes schnell und komfortabel über meine Switch streamen kann.
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