Autor: Mario Kablau
Ein mysteriöses Tagebuch!
Es passiert nicht oft, aber alle paar Jahre erscheint ein Spiel, das mir persönlich lange im Gedächtnis bleibt. Eins davon ist zum Beispiel Mario Kart 64, dessen Multiplayer ich so oft gespielt habe wie nie zuvor ein Videospiel. Ein anderes ist Animal Crossing auf dem DS, welches mich über ein Jahr lang täglich begleitet hat. Und ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster: Das nächste Spiel, das mir so im Gedächtnis bleiben wird, ist Spirit Camera. Warum? Weil es das Innovativste ist, was ich jemals gespielt habe. Punkt.
Das Spiel setzt nämlich intensiv auf die beiden Frontkameras des Handhelds und verändert die Realität, die rund um den Spieler stattfindet. Dazu haben die Entwickler ein 16-seitiges Buch beigelegt, um das sich das große Mysterium der Geschichte dreht. Dazu will ich aber gar nicht viel schreiben, denn ihr sollt euch schließlich selbst mitreißen lassen. Man trifft am Anfang auf Maya, eine geheimnisvolles Mädchen, das stets irgendwo in der Umgebung des Spielers rumsteht. Per Kamera erfasst man sie und kann sich mit ihr unterhalten.
Über das violette Tagebuch hilft man hier dabei, sich an ihre Vergangenheit zu erinnern. Und dass die bei einem gruseligen Videospiel sich natürlich um Geister, Flüche und andere schreckliche Dinge dreht, dürfte klar sein. ;-) Der 3DS ist dabei die Kamera, die zusammen mit dem Tagebuch Geheimnisse lüften, Geister bekämpfen und verlorenen Seelen helfen kann.
Man filmt mit ihr also das Buch, immer auf der Suche nach der Seite, die gerade gefilmt werden will und dann verändert sich die Realität. Das Buch auf dem oberen 3DS-Bildschirm verändert sich und hin und wieder muss man selbst auch eingreifen. Um zum Beispiel ein Tür zu öffnen, muss man seine Hand auf das Buch legen, was jedoch natürlich nicht folgenlos bleibt... Ein anderes Mal ist das Licht auf dem Bild aus und man muss selbst drauf kommen, wie man es an kriegt.
Abseits dieser Rätsel kommen manchmal auch Geister aus dem Buch raus. Die muss man dann in seiner Umgebung finden und lange genug auf sie drauf halten, damit die Kamera sich auflädt. Dann nur noch im richtigen Moment auslösen und der Geist nimmt Schaden. Ist man zu langsam, dann wird man selbst getroffen, was logischerweise nicht zu oft passieren darf.
Abseits davon gibt es auch das eine oder andere Rätsel. So muss man zum Beispiel einen Jungen suchen, der sich im Buch versteckt und Tipps gibt, auf welcher Seite er sich befindet. Auch hier darf man nicht zu viele Fehler machen, sonst heißt es „Game Over“. Aber das ist noch lange nicht alles, die Entwickler haben noch viele weitere richtig gute Ideen gehabt, die will ich aber nicht spoilern. Wie eingangs gesagt: Das innovativste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Und dazu ist die Geschichte auch noch spannend, jedoch leider nicht allzu lang. Nach etwa vier Stunden ist man durch, jedoch bietet das Spiel danach auch noch etwas.
Minispiele und mehr!
Neben dem Abenteuer gibt es auch noch ein paar ganz lustige Minispiele. So kann man zum Beispiel einen Freund fotografieren und dann gegen einen Geist mit dessen Gesicht kämpfen. Ebenso kann man Fotos schießen und die Person auf dem Bild analysieren lassen, erstaunlicherweise hat das Spiel bei mir erkannt, dass ich in letzter Zeit oft Schulterschmerzen habe. Mysteriös...
Darüber hinaus gibt es auch noch vier Aufgaben mit jeweils fünf Schwierigkeitsstufen, die auf das Buch aufbauen. Mit dabei ist auch hier das Versteckspiel mit dem Jungen, jedoch in einer etwas anderen Form. In einem anderen Spiel bekommt man eine Figur gezeigt und wird anschließend von jeder Menge sehr ähnlich aussehender Figuren umkreist. Ziel ist es, möglichst schnell die Gesuchte zu finden und abzulichten.
Diese Aufgaben machen echt großen Spaß und durch die Jagd nach dem Highscore kann man sich auch länger damit befassen. Ich hätte mir an dieser Stelle jedoch etwas mehr Abwechslung gewünscht, denn so bleiben diese Minispiele etwas hinter der Story zurück.
Technik und „Steuerung“
Grafisch ist Spirit Camera natürlich nicht so leicht zu beurteilen, schließlich setzt es zu großen Teilen auf das Bild, das die Kamera filmt. Und das ist auch gleichzeitig die größte Schwachstelle des Titels. Wie wir alle wissen, ist die Kamera nicht sonderlich gut, was leider dazu führt, dass es nur gut funktioniert, wenn die Lichtverhältnisse einigermaßen in Ordnung sind. Man braucht jetzt kein Spotlight oder so, aber in nicht ganz so hellen Räumen kann es schon schwer werden. Am besten spielt man es bei Tageslicht.
Des Weiteren ist durch die niedrige Auflösung der Kamera natürlich die Qualität der Bilder auch sehr eingeschränkt. Das tut dem Spielspaß aber keinen Abbruch, denn die Elemente, die der Realität hinzugefügt werden, sind wirklich toll. Alleine Maya sieht richtig gut aus und kann Emotionen gut darstellen. Auch alle anderen Figuren sehen gut aus und die Animationen sind toll.
Dazu kommt eine sehr stimmige Musik, die für die richtige Atmosphäre sorgt. Auch die Sprachausgabe ist sehr gelungen, kommt aber zu selten und auch seltsam zum Einsatz. Wenn Maya zum Beispiel spricht, dann ist immer nur etwa die Hälfte ihrer Sätze tatsächlich auch vertont. Sehr seltsam...
Die Steuerung funktioniert dagegen richtig gut. Meistens braucht man die Tasten oder den Touchscreen nicht, aber wenn, dann ist alles problemlos bedienbar. Auch die Bewegungen des Gyrosensors werden sehr gut erkannt, wenn man genug Platz hat – und ohne geht es gar nicht – ist es fast ein zweites Wii Fit. Im Kampf gegen Geister muss man die Umgebung absuchen, um anzugreifen, bevor der Geist es tut. Das Wichtigste macht das Spiel also zum Glück goldrichtig.
Vielen Dank an Nintendo für das Testmuster.